Großer Tag an der Kiumako

 

Vor kurzem hatten wir Besuch an der Kiumako Secondary School. Der Präsident des Distriktes Moshi, Schulleiter einiger anderer großer Schulen der Gegend sowie Eltern der Schüler und einige Mitglieder des Rafiki e.V. waren zugegen, um an der Einweihung der neuen Schulküche teilzunehmen. Für uns war es ein aufregender Tag, weil zu dem Anlass außerdem unsere Projekte vorgestellt wurden.

 

In mehreren Räumen hängten wir Bilder aus dem Kunstunterricht und Plakate und Fotos aus dem Mazingira Club(Umweltclub) aus und die Schüler stellten vor, was wir in der Zeit seit wir hier sind so gemacht haben. Als eine der Schülerinnen die hohen Tiere aus Moshi durch unsere Kunstausstellung führte und selbstbewusst auf Englisch zu den Bildern erzählte, habe ich mich ein bisschen gefühlt wie eine stolze Lehrerin, die sieht, dass funktioniert hat was sie auf die Beine stellen wollte. Und als am Ende der Feier auf dem Innenhof getanzt wurde und plötzlich um die 50 Kinder wollten, dass wir ihnen Tänze zeigen (mehr als Makarena war zwar leider nicht drin, aber das wurde freudig übernommen), ist mir aufgefallen, wie wir langsam aber sicher immer mehr unseren Platz hier finden und uns einleben. Natürlich, die große Sprachblockade ist immer noch da und immer noch gibt es Momente, in denen Dinge, die hier anders ablaufen für uns sehr ungewohnt sind. Aber immer mehr Menschen hier immer besser kennen zu lernen und vieles, dass am Anfang überwältigend anders erschien als Zuhause in Deutschland nun selbstverständlich zu finden, fühlt sich gut an.

 

 

 

In meinem Motivationstext über den Freiwilligendienst habe ich glaube ich geschrieben, dass ich es wichtig finde, mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen oder kennen zu lernen, auch in Bezug auf das Weltgeschehen. Ein im Westen zurzeit wohl allgegenwärtiges Thema sind die Wahlen in den USA und ich möchte euch gerne erzählen, wie ich sie hier in Tansania mitbekommen habe.

 

Am Tag der Wahl liefen morgens als ich aufstand im Wohnzimmer Nachrichten und selbst ohne viel Kiswahili zu verstehen, konnte man die Zahlen auf dem Bildschirm nicht missdeuten. Am Frühstückstisch und den restlichen Tag über war es bei uns Thema Nummer eins, wie wohl fast überall auf der Welt: Trump als nächster Präsident Amerikas, man hatte es lange vorher befürchtet und doch bis zuletzt gehofft, dass es nicht wahr würde.

 

Dass das Thema bei uns so weit oben auf der Tagesordnung stand, lag natürlich auch daran dass wir mit so vielen Deutschen zusammen leben, einige davon mit vielen Kontakten nach Amerika.

 

Ich habe mich dann gefragt, wie stark die Tansanier sich eigentlich für diese Wahl interessieren und was sie über den Präsidenten sagen. In diesen Wochen nach der Wahl, in denen bei uns das Thema schnell wieder in den Hintergrund rückte, da wir hier einfach nicht so konfrontiert werden mit den Nachrichten des Tages, habe ich mit ein paar Tansaniern über die US-Wahlen gesprochen. Sie wussten alle Bescheid, waren teilweise sogar besser auf dem Laufenden als ich selbst und sagten sofort, mit dem Ausgang sehr unglücklich zu sein. Der Grund: Trump sei „not a good person“, meinte ein Bekannter aus dem Dorf. Die Begründung sei seine Fremdenfeindlichkeit und dass er Migranten aus dem Staat halten wolle. Zwei Lehrer der Kiumako Schule betonten seine Feindlichkeit gegenüber dem Islam und Schwarzen. Man könne nicht einfach ändern, woran man glaube und es sei deshalb falsch, dagegen vorzugehen. Aus den Gesprächen habe ich stark heraus gehört, wie beängstigend es auch die Tansanier finden, dass ein Mann, der vieles diskriminiert was Teil von ihnen ist, eine so mächtige Position in der Welt einnehmen konnte.

 

Auch wenn meine Gespräche natürlich nicht die Stimmung hier im Land widerspiegeln, da ich nur mit wenigen gesprochen haben, die alle politisch gebildet und interessiert sind und Englisch sprechen, zeigen sie denke ich doch, dass das Geschehen im Westen hier von vielen stark mitverfolgt wird. Schon mehrmals habe ich beim Auto- oder Busfahren aufgehorcht, weil im Radio plötzlich Namen Deutscher Politiker oder sogar Deutscher Fußballspieler fielen. Bayern München und Borussia Dortmund kennt hier glaube ich jedes Kind und auch auf Angela Merkel werden wir öfters angesprochen. Ich habe mal überlegt, wie viele Namen afrikanischer Politiker oder afrikanischer Fußballmannschaften geschweige denn tansanischer man in Deutschland kennt und mir ist fast kein Einziger eingefallen.

 

 

 

Aber um mich damit zu beschäftigen bin ich ja hier und diesen Freitag geht es erstmal los auf unsere erste größere Reise, auf der wir hoffentlich viele weitere interessante Gespräche führen werden!

 

 

 

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