Flüchtlingssituation in Tansania

 

So, lange hat es gedauert, bis dieser Bolgeintrag nun endlich hier erscheint. So manche von euch haben sich vielleicht schon gefragt, wann mal wieder ein Lebenszeichen von mir kommt.

Ja, es war eine schwere Geburt, einmal natürlich, weil ich viel mehr recherchiert habe als sonst und mich obwohl wir hier so viel Zeit haben manchmal doch nicht überwinden konnte, mich hinzusetzen und zu recherchieren wie in der Schule:)

Dann aber auch, weil ich mir viele Gedanken gemacht habe über das Thema. Flüchtlingssituation in Tansania, damit haben wir uns auf unserer Reise beschäftigt und ich fand es so interessant, weil ich hier plötzlich viel näher dran bin an den Ländern, aus denen die Menschen teilweise auch nach Deutschland kommen.

Aber da bin ich nun endlich fertig mit den Texten, über die Camps hier im Land und über die Situation in den Ländern, aus denen die Menschen kommen. Und frage mich plötzlich, ob ich nicht damit, dass ich in diesem Eintrag viel über Krisen in Nachbarländern Tansanias und über Menschen, die Camps nicht verlassen dürfen, wieder das Bild unterstütze, das im Westen durch die Medien sowieso schon viel zu stark vermittelt wird: Afrika als Kontinent, auf dem es eigentlich nur Krisen, Kriege und arme hungernde Menschen gibt. Denn viel mehr hört man in den westlichen Medien ja nicht.

Auf unserer Reise trafen wir einen jungen Mann aus dem Kongo, mit dem ich ein bisschen über die Situation dort sprach. Er meinte, dass im Westen die politische Lage stark übertrieben dargestellt würde (einer seiner Brüder lebt in Belgien), dass dort vermittelt würde, im Kongo könne man eigentlich gar nicht mehr leben, weil es viel zu gefährlich sei. Dass das Alltagsleben in vielen Teilen des Landes aber ein ganz normales sei, genauso wie in Tansania und er sich wünschen würde, dass auch in den Kongo mal Freiwillige kommen und die Situation wirklich kennen lernen.

Genau das habe ich nicht und ich hoffe also, dass ich trotzdem ein einigermaßen differenziertes Bild vermitteln kann in diesem Eintrag und nicht vergessen wird, dass es nur ein klitzekleiner Ausschnitt der komplexen Situation und ein Thema unter all den Themen ist.

Und vielleicht hat der eine oder andere von euch ja Lust, sich noch ein bisschen tiefergehender zu informieren, ich stelle meine Quellen mal hier unten rein!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flüchtlingssituation

 

Fährt man aus dem Norden Tansanias in Richtung Westen, in die Region des Tanganyika-Sees werden die Straßen ungeteert und ruckelig, die Dörfer immer spährlicher und kleiner. Es ist die ärmste Region Tansanias und dementsprechend besteht selbst die größte Stadt in dieser Gegend, Kigoma, mehr oder weniger nur aus zwei Hauptstraßen mit kleinen Geschäften und den Wohngegenden drum herum.

In dieser Gegend befinden sich die Flüchtlingscamps Tansanias, das größte, Nyaragusu, mit ca. 160000 Bewohnern. Die Geflüchteten kamen und kommen noch aus Burundi, Ruanda und dem Kongo über den Tanganyika-See und genau wie an den Küsten Europas gibt es auf halber Strecke zu den Camps Auffanglager, wo sie nach turbulenter Reise ein erstes Mal stranden.

Und doch haben sie eine kürzere Strecke zurück gelegt als viele, die nach Europa, geschweige denn Deutschland kommen. Burundi und Kongo sind Nachbarländer Tansanias.

Auf unserer Reise, die uns auch in die Kigoma Region führte, haben wir versucht, ein bisschen was über die Flüchtlingssituation in Tansania herauszufinden. Warum kommen die Menschen, wie sind sie hier in Tansania untergebracht? Und wie ist die Sicht auf sie?

Da Tansania politisch stabil und friedlich ist, ist es Zielland vieler Menschen, die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sehen.

Gründe sind politische sowie wirtschaftliche. Im Kongo und in Burundi gibt es gewalttätige Konflikte zwischen Opposition und Regierung, da die jeweiligen Präsidenten der Länder entgegen der Verfassung zu einer dritte Amtszeit antreten wollen. In Burundi zogen demzufolge internationale Geldgeber ihre Unterstützung für das Land zurück, was zu einer wirtschaftlichen Krise führte.

Menschen machten und machen sich auf den Weg, aus Angst vor politischer Verfolgung und bewaffneten Konfikten oder der Hoffnung auf bessere wirtschaftliche Möglichkeiten.

Sie gelangen direkt in eines der Flüchtlingslager, die Unterbringung dort ist erst in Zelten, später in kleinen Lehmhütten. Die Camps sind aufgebaut wie Dörfer, sie beinhalten Schulen und Kindergärten. Den Geflüchteten ist es nicht erlaubt, diese Camps zu verlassen, es sei denn sie erhalten eine Genehmigung. Diese erlaubt es ihnen, auf den gemeinsam mit tansanischen Bürgern betriebene Markt zu gehen und Abends wieder in das Camp zurück zu kehren. Ein Kontakt darüber hinaus zu Tansaniern ist also nicht enthalten. Nahrungsrationen werden im Camp ausgeteilt, finanziert durch die UN und ausgegeben von internationalen Helfern, darunter Mitglieder der tansanischen Regierung sowie tansanischer und internationaler NGOs, die auch darüber hinaus im Camps mithelfen.

Ein Leben außerhalb des Camps ist nur illegal möglich. Einige Flüchtlinge arbeiten als billige und deshalb attraktive Farmarbeiter bei Tansaniern in der Nähe der Camps.

Die Flüchtlinge in Tansania haben also legal keine Möglichkeit, tansanische Staatsbürger zu werden, die Alternativen sind bleiben oder zurück ins Heimatland gehen.

Die einzige Ausnahme sind vereinzelte Programme von tansanischer Regierung und den UN.

2014 erhielten burundische Flüchtlinge die tansanische Staatsbürgerschaft, die schon seit 1972, teilweise in der 2. oder 3. Generation, in dem Land leben.

Und wir konnten auf unserer Reise eine Frau treffen, die momentan in einem der Camps für die UN arbeitet. Sie berichtete von einem resettlement Programm der UN in dessen Zuge Flüchtlinge, die aus dem Kongo geflüchtet sind, die Chance bekommen, sich in den USA ein neues Leben aufzubauen.

Nur wenige werden dafür ausgewählt, sie müssen zu einer bestimmten Zeit und aus bestimmten Regionen geflüchtet sein. Laut der Mitarbeiterin der UN ist die Stimmung in den Camps jedoch trotzdem nicht von Unzufriedenheit oder Hoffnungslosigkeit geprägt. Die meisten seien froh, einen sicheren Ort gefunden zu haben, an dem sie bleiben könnten, solange sie wollten.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Thema ganz oben auf der politischen Tagesordnung steht, spielt die Flüchtlingspolitik nach meinem Gefühl in alltäglichen Gesprächen über Politik hierzulande fast keine Rolle. Das mag zum Einen daran liegen, dass Flüchtlinge und restliche Bevölkerung fast vollkommen getrennt voneinander leben. Über Integration muss man sich hier keine Gedanken machen, das System sieht sie nicht vor.

Viele Geflüchtete leben wahrscheinlich schon in zweiter oder dritter Generation in den Camps, eine abgetrennte Gesellschaft, in der sie erstmal keine Aussicht darauf haben, sich ein neues Leben aufzubauen, mit Arbeit und der Freiheit, und zu gehen, wohin sie wollen.

Trotzdem würde glaube ich fast jeder Tansanier, den man fragen würde, wie er es findet, dass so viele Flüchtlinge in das Land kommen sich positiv zu ihrer Aufnahme äußern. Einerseits könnte man sagen, dass das leicht gesagt ist, wenn man keinen Kontakt zu ihnen hat. Andererseits finde ich es auch beeindruckend, dass ein Land in dem ein Teil der Bevölkerung selbst mit essentiellen Problemen zu kämpfen hat, bedingungslos Menschen aus den Nachbarländern aufnimmt und ihnen zumindest Unterkunft, Schutz und Nahrung bietet. Viele Tansanier, die in der Region der Camps wohnen, haben wohl nicht mehr Möglichkeiten oder Mittel als die Mensschen in den Camps.

Ich denke es ist also wie so oft wieder schwierig, die Situationen in Deutschland und Tansania zu vergleichen. Geflüchtete legen ganz andere Wege zurück und haben womöglich verschiedene Erwartungen an das neue Leben und verschiedene Situatiuonen in den Herkunftsländern.

Und auch die Länder, in die sie kommen, haben vollkommen verschiedene Systeme und verschiedene Mittel zur Unterstützung und Integration.

Flüchtlingslager

Flüchtlingssiedlungen

 

 

 

Politische Situation im Kongo

 

 

 

Nach der Zeit als belgische Kolonie herrschte in der demokratischen Republik Kongo ab 1965 der Diktator Joseph Mobutu. Erst Mitte der neunziger, nach 32 Jahre langer Diktaturzeit, gelang es gegnerischen Rebellentruppen, ihn zu stürzen. In der Folgezeit gab es in dem Land mehrere Bürgerkriege, die aus Konflikten zwischen verschiedenen Gebieten und der Aufteilung des Landes in unterschiedlich beherrschte Teile herrührten.

 

2006 schließlich wurde Joseph Kabila zum ersten demokratischen Präsidenten gewählt. Zwar sind die Bürgerkriege vorbei, jedoch ist das Land auch heute noch in verschiedene Lager gespalten.

 

Hinzu kommt, dass Joseph Kabilas zweite Amtszeit 2016 zuende ging. Obwohl verfassungsrechtlich nur zwei Amtszeiten vorgesehen sind, ist er jedoch bis jetzt noch nicht abgetreten. Grund ist eine Volkszählung, die vor der nächsten Wahl durchgeführt werden soll und es ihm erlaubt, vorerst im Amt zu bleiben. Oppositionelle fürchten dahinter einen Vorwand, der ihm zugunsten fällt und ihm weiterhin die Macht sichert. Sie formieren sich verstärkt gegen ihn, bei Demonstrationen ihrerseit kamen bereits um die 50 Menschen ums Leben.

 

Die Situation spitzt sich zu, da viele bewaffnete Gruppen aus früheren Konflikten noch im Land sind. Gleichzeitig verstärkt Kabila seine Kontrolle über das Militär und dem führenden Oppositionspolitiker wird vorgeworfen, im Ausland eine Streitmacht zu rekrutieren, mit der er die Regierung stürzen kann.

 

Viele Menschen haben das Land während der Bürgerkriege verlassen, weitere flüchten zurzeit wohl aus Angst vor einer Eskalation des Konfilkts oder auch wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage, die aufgrund der langen Krisenzeit in vielen Gebieten vorherrscht.

 

 

Quellen

 

Gespräche mit Mitarbeiterin der UN und Tansaniern, die wir auf unserer Reise trafen

HABARI: Mobilität, Migration Flucht – Aufbruch ins Ungewisse, Tanzania-Network.de e.V., September 2016

Alex Perry: Alex Perry in Afrika. Reise in die Zukunft, S.Fischer, 2015

http://journafrica.de/

 

 

Politsche Situation in Burundi

 

 

 

Ähnlich wie im Kongo wird 2015 eine Krise in dem Land ausgelöst, weil Präsident Nkurunziza entgegen der Verfassung die Erlaubnis zu einer dritten Kandidatur durchbringt. Proteste und ein Putschversuch von Rebellen werden von Ordnungskräften niedergeschlagen, viele Menschen kamen bereits ums Leben. Im Juli 2015 wird Nkurunziza wiedergewählt, internationale Geldgeber ziehen daraufhin ihre Unterstüzung, die einen Großteil des Staatshaushalten trugen, zurück. Aus der politschen Krise folgt so eine wirtschaftliche.

 

1972 hatte in dem Land eine ethnische Säuberung durch die von Angehörigen der 'Tutsi'-Ethnie dominierte Armee stattgefunden. Aufgrund von ethnische Konflikten brach in dem Land außerdem ein Bürgerkrieg aus. Flüchtlingswellen aus Burundi nach Tansania fanden also während dieser Krisen sowie siet Beginn der neusten Konflikte statt.

 

 

 

 

 

Politische Situation in Ruanda

 

 

 

Die Bevölkerung Ruandas ist überwiegend von zwei Bevölkerungsgruppen geprägt, den Hutu und den Tutsi. Vor der belgischen Kolonialherrschaft in dem Land hatten die meisten Tutsi mehr Wohlstand, ein Resultat der ökonomischen Entwicklung der Gesellschaft, die auch einen Auf- und Abstieg zwischen den Gruppen vorsah. Hutu oder Tutsi zu sein war zwar somit schon erstmal die Zugehörigkeit zu einer Ethnie, in die man hineingeboren wurde, entwickelte sich im Laufe der Geschichte aber zu einer wandelbaren Zugehörigkeit aufgrund der Größe an Wohlstand, die man hatte.

 

Die Deutschen, die Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Macht in dem Land an sich nahmen sowie die Belgier, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Kolonialherrschaft anfingen, berücksichtigten diese Hintergründe des Systems nicht. Das Rassendenken dieser Zeit führte vielmehr dazu, dass sie den auf den ersten Blick wohlhabenderen Tutsi eine übergeordnete Rolle zusprachen und sie bevorteilten, zum Beispiel bei der Vergabe von Arbeitsplätzen.

 

Dieses Vorgehen vertiefte den Graben zwischen den Volksgruppen immens und schürte somit Wut und Frust unter den Hutu-Zugehörigen. Es trug schwerwiegend zu dem späteren schrecklichen Völkermord in Ruanda bei.

 

Denn die belgischen Kolonialisten begannen erst zum Ende ihrer Herrschaft hin, den Hutu mehr Rechte zuzusprechen. Die Abgabe ihrer Macht über das Land erfolgte an ein Hutu-Regime.

 

Im Laufe der nächsten Jahre wurden Maßnahmen gegen Tutsi mehr und mehr verstärkt. Sie wurden vertrieben und getötet. Zwischen April und Juli 1994 schließlich wurden um die 800 000 bis

 

1 000 000 Tutsi von verschiedenen Hutu Gruppierungen ermordet.

 

Dieser schreckliche Völkermord ist ein Extrembeispiel dafür, zu wie viel Leid die Zeit des Imperialismus in den betroffenen Ländern beigetragen hat.

 

Die meisten Flüchtlinge, die aus Ruanda nach Tansania kamen, kamen zu dieser Zeit.

 

Mittlerweile gilt das Land als politisch relativ stabil und kann ein stetiges wirtschaftliches Wachstum aufweisen.

 

 

 

 

 


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